Zuviel des Guten.

(LiVa, 25.11.2023) Im heutigen "Sapperlot" erzählt uns Frau Valeska Blank von einer Begebenheit beim Einkaufen. "209.50 Franken zahlte das liebenswerte Rentnerehepaar neulich im Dorf-Denner. Halb verschämt, halb defensiv kommentierten sie gegenüber der Verkäuferin, was alles auf dem Laufband der Kasse lag. Scheinbar ein grösserer Einkauf von Wein und Spirituosen."
Und Frau Blank stellt fest, dass es «fürs Saufen» alle möglichen Rechtfertigungen gäbe in einer Gesellschaft, in der Alkohol derart akzeptiert sei.
(dwb) Nun. «Gesoffen» wird ja nicht nur bei einem Teil der Rentner mit ihren billigen «Kalterer See». Gut, viele in unserem gut betuchten Land kaufen weit edlere Tropfen, die sie dann in teuren, extra angeschafften Weinkühlern stolz im Weinkeller lagern. Der wird dann zu einer schönen Gelegenheit kredenzt. Aber am Ende sind alle gleich bedödelt vom Alkohol. Der macht dann keinen Unterschied zwischen billigem Fusel und hippem Gebräu.
Ein wenig schade finde ich den Zugang von Frau Blank zu einer Thematik, die an Brisanz und Tragik in einer Gesellschaft wohl ihresgleichen sucht. Ich erinnere mich an meine Jugend, in denen es noch «Dorforiginale» gab. Jene gescheiterten Existenzen, die schon morgens um neun mit der Weinflasche in der Hand torkelnd durch die Dörfer und Beizen streiften. Bei denen wir als Gesellschaft erst dann hingeschaut haben, als es etwas zu lachen – und zu lästern gab.
Wir werden den Alkoholmissbrauch nicht aus unseren Reihen verbannen können. Dazu begleitet er uns schon viel zu lange durch
die Jahrtausende. Heutzutage, vielleicht, ein wenig abgelöst durch die vielen anderen Suchtmittel, die auch bei uns die Schwarzmärkte überschwemmen.
Was bleibt, sind suchtkranke Menschen, denen alles in unserer Gemeinschaft zu viel wird.
Und die sich in Drogen und Alkohol flüchten.
Es werden immer mehr. Und sie werden immer jünger.
(Pixabay, n.Reg.lizenzfrei)