Wenn zwei sich streiten ...

... freut sich im Falle der Ukraine nun wirklich keiner. Hier trifft diese alte Lebensweisheit - so weit ich das beurteilen kann - wohl nicht zu.

Was aber zutrifft, ist die Tatsache, dass - wenn zwei sich streiten - etwas im Argen liegt. Ja, es kann sein, dass einer der beiden Streithähne ohne jeden ersichtlichen Grund einen tätlichen Angriff auf den anderen startet. Oder es geht vielleicht darum, sich ungerechtfertigt etwas anzueignen, das man selber nicht hat. Ich weiss es nicht. Darüber erfahren wir nichts, von dem ich sagen könnte: Das stimmt so sicher. 

Beim Ukraine-Krieg vermisse ich das, was bei meiner Grossmutter noch völlig normal war. Wenn wir Kinder uns in die Haare geraten sind, schaute sie sich das kurz an uns sagte dann zu allen Beteiligten gleichermassen:

"Was isch denn das für an Zinnober ? Wieso schtritten ihr eu scho weder ? Wo ischs Problem ?"

Ihre erste Frage galt immer dem "Warum" ? Und ich denke, das ist das wesentliche, wenn zwei oder mehr aneinander geraten. Menschen streiten nicht einfach grundlos miteinander.

Ich glaube auch nicht, dass Menschen nur aus reiner Freude mit anderen streiten. Und auch in der Ukraine hat der (Bürger-) Krieg nicht erst im Februar 2022 begonnen, sondern hat - ganz im Osten der Ukraine - schon seit dem Jahr 2014 gewütet. Da war es uns aber 10 Jahre lang mehr oder weniger gleichgültig, was sich dort abgespielt hat.

Wenn zwei sich streiten, ist es höchste Zeit, dass ein Dritter sich nicht freut, sondern nach den Gründen fragt. Seine ganze Mühe sollte darin bestehen, die Streithähne erst einmal so weit zu beruhigen, dass sie nicht (mehr) tätlich gegeneinander werden. Dazu brauche ich Politiker, die so was auch auf der Ebene von Staaten können. Die haben wir. Sie wollen - nur nicht.

Das tun wir in der Ukraine nicht. Im Gegenteil: wir versorgen einen von beiden im Hintergrund mit "Munition". Und - noch viel schlimmer: Wir reden nicht mit beiden. Der eine von beiden steht per se aussen vor.

So beruhigt sich eine Lage ganz sicher nicht. Auch in der Ukraine nicht.

(Bildquelle: Innpuls.me)