Was sind wir doch moralisch gefestigt ...

Da macht das Liechtensteiner Vaterland eine Umfrage, ob die Casinos im Land gerettet, bzw. ganz einfach nur ihr Geschäft weiter betreiben dürfen. Und prompt zieht ein Grossteil der Liechtensteiner sein Moral-Mäntelchen über.
Oh nein, was sind das für Sündenpfuhle, die schwer arbeitenden Familienvätern das Geld aus der Tasche ziehen. Pfui, diese armen Süchtler derart dabei zu unterstützen, wie sie Heim und Hof verspielen. Das muss aufhören !
Ich erinnere mich ganz gut an Zeiten, in denen wir deutlich weniger Skrupel gehabt haben. Da gab es aber auch noch nicht so viele Tesla, BMW, Audis und Mercedes im Land. Da waren wir auch noch nicht so selbstgefällig, arrogant und selbstgerecht. Nun, die Milliarden, die über die Jahre an Geld hereingekommen sind, vornehmlich von unserem Nachbarland Deutschland, die haben wir damals aber sehr gerne genommen. Und deren Herkunft war nicht selten von durchaus zweifelhafter Natur. Gestört hat uns das nicht. Ueberhaupt nicht. Es stört uns auch kaum, wenn nach einem durchzechten Abend die Bierdosen im Dorf in jeder Ecke herumliegen, die 13jährige nachts um zwei Uhr hinterlassen. Es stört uns auch nicht die grosse Anzahl an Krebskranken und -Toten, die uns die Zigarettensucht Jahr für Jahr aufs Neue beschert. Es stört uns auch nicht das überbordende, in allen Farben schillernde Angebot an Spirituosen, mit denen uns die Detailhändler allüberall zum Kauf verlocken.
Nein, das ist uns wurscht. Nur bei den Casinos, da plötzlich regt sich unser moralisches Gewissen, das wir in grossen Teilen schon zu einer Zeit abgelegt haben, in denen noch vor jedem Haus ein Misthaufen angelegt war. Und das war gut so. Ja, manche verspielen Heim und Hof im Casino. Und noch viel, viel mehr versaufen ihr Hab und Gut. Bei wieder anderen geht das Geld sprichtwörtlich "in Rauch auf".

Ich hätte einen anderen Vorschlag für all jene, die schnell dabei sind, den moralischen Zeigefinger zu erheben. Fragt doch mal unsere Regierung, warum ihr es völlig gleichgültig ist, dass im Gazastreifen innerhalb von 16 Monaten ein ganzer Landstreifen in Grund und Boden bombardiert worden ist. Und dann schaut in den Spiegel. Da wäre der Zeigefinger vielleicht angebracht. Aber dafür reichts beim verwöhnten, moralisierenden Liechtensteiner nicht. Wie sagte man doch früher oftmals so treffend:
"Wenn der Bettler aufs Ross kommt."
Oder man könnte sich sogar auf eine Redewendung verständigen, die unsere Väter und Grossväter noch kannten:
"Med volla Hosa - isch guat schtinka"
(Bildquelle: Pixabay, n.Reg.lizenzfrei/Liechtensteiner Vaterland)