Und wieder - etwas zu kurz gegriffen.

14.10.2023

Unrechtmässige Israelische Siedlung im Westjordanland

Der wieder massiv aufgeflammte Konflikt zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und dem Staat Israel hat eine neue, traurige Dimension erreicht.

Es muss uns alle betrüben, wie wenig wir doch in den letzten 80 Jahren in diesem Teil der Erde erreicht haben. Und es ist heikel, zu dieser verfahrenen Situation zu schreiben.

Aber es ist – wie schon in der Ukraine – zu kurz gegriffen, die Lage in Israel in schwarz und weiss einzuteilen:

Israel. Das sind die Guten. Palästinenser, das sind die ewig unzufriedenen. Und nun: Die Bösen.

Es ist, wie überall auf dieser Welt, leider nicht so einfach.

Dieser Konflikt ist so alt wie der Staat Israel. Den Teilungsvorschlag der UNO aus den 1940er Jahren wurde von den Palästinensern (und der arabischen Welt) nie akzeptiert. Sie fühlen sich (bis heute) von Israel übervorteilt. Und diese Unstimmigkeiten wurden zu keiner Zeit bereinigt. Bis heute nicht.

So ist das folgende Beispiel nur ein Beleg dafür, wie sehr auch Israel die – berechtigten – Ansprüche der Palästinenser immer wieder mit Füssen tritt.

Vor Jahren schon hat Israel mit Siedlungsbau begonnen, mehrere tausend Wohnungen. Das ist an sich nichts ungewöhnliches. Aber man sollte auf eigenem Grund bauen, und nicht auf demjenigen des Nachbarn. Der Siedlungsbau im Westjordanland (unstrittig Palästinenserland) wird auch von der UNO scharf kritisiert. Unter dem Druck der Westmächte hat Israel nun die Siedler angewiesen, das Westjordanland zu verlassen. Mit dem Abzug der Siedler kam im Anschluss das israelische Militär. Das (immer noch) den Palästinensern gehörende Land ist nun israelisches Militär-Sperrgebiet. Das Westjordanland wurde von Israel mit Strassen überzogen, die weiterhin die Möglichkeiten der Palästinenser einschränken. Gefragt worden sind sie nicht. Die Rechte der Palästinenser interessieren Israel scheinbar wenig. Nur - das geht so nicht. Solches Vorgehen ist exakt dazu geeignet, Unmut beim palästinensischen Volk zu schüren. Und nach 80 Jahren ist sehr viel Druck auf dem Kessel. Und den sollten wir rausnehmen - und nicht noch mehr Druck ausüben.

Auffallend ist auch, dass die Palästinenser deutlich mehr Todesopfer zu verzeichnen haben, als dies bei Isreal der Fall ist. Insgesamt sind laut den UN-Beobachtern seit 2008 6407 Menschen auf palästinensischer Seite gestorben. Israel verzeichnete in den vergangenen 15 Jahren hingegen «nur» 308 Todesopfer. Ähnlich gross ist die Differenz bei den Verletzten: 152'560 Palästinenserinnen und Palästinenser stehen 6307 Israelinnen und Israelis gegenüber.

Ja. Der Angriff auf Israel war verheerend und unangemessen. Das Leid, das die Hamas in der israelischen Bevölkerung angerichtet hat, ist gross und unentschuldbar. Und es darf nicht unbeantwortet bleiben. Nur ist unbändige Gewalt die - in meinen Augen - falsche Antwort.

Nein. Israel ist nicht nur Opfer. Das ist – bei allem Leid – zu kurz gegriffen.