... und wer ist jetzt schuld ?

Vorab: Niemand ist "schuld", an den immer steigenden Gesundheitskosten. Zumindest: Niemand alleine.
Es sind auch nicht die vielen "Häufig-Arzt-Konsultierer". Heutzutage kostet alles im Gesundheitswesen grosses Geld. Da verursacht der eine nicht mehr oder weniger Kosten - als die anderen.
Wie oft hört man, dass gerade alte Menschen in der letzten Lebensphase viel Geld kosten. Ja, das tun sie. Genauso wie wir für Dialysepatienten viele finanzielle Mittel aufwenden.
Weniger bekannt ist, dass uns auch der Beginn des Lebens und mithin der Garant für das Weiterbestehen unserer Gesellschaft einen Aderlass beschert. Rund 7 % der Neugeborenen kommen als "Frühchen" zur Welt. Verbringt es die ersten 10 Wochen im Spital, damit wir sein Ueberleben so gut es immer geht sicherstellen können, "verursacht" das Kosten von etwa 80.000 Franken. Und wieder eine Investition ins Ueberleben unserer eigenen Spezies. Mehr können wir gar nicht erwarten.
Und die "Alten" in den Pflegeheimen, die der Politik soviel Sorgen bereiten ? Die gehen erst recht ins Geld. Entsprechend gross ist der Katzenjammer bei manchem Ressorverantwortlichen. Dass die allermeisten dieser "teuren Gesellen" ein Leben lang das System mitgetragen und nicht selten viele Kinder gross gezogen haben, das geht allzu oft unter in den Plauderstunden der Politik.
Sind das hohe Kosten ? Ist das wirklich problematisch für unsere Finanzen ? Es kommt drauf an, wo wir die Schwerpunkte setzen.
- Für den Totalausfall der Credit Suisse und deren Uebernahme durch die UBS gewährte die Schweiz unter anderem eine Verlustübernahmegarantie des Bundes an die UBS im Umfang von 9 Milliarden Franken ...
- ... sowie eine Garantie an die SNB zur Absicherung von Liquiditätshilfedarlehen an die Credit Suisse im Umfang von 100 Milliarden Franken. Das alles innerhalb weniger Tage. Und ohne mit der Wimper zu zucken.
- Im Zusammenhang mit dem - meiner Meinung nach vermeidbaren - Ukraine Krieg hat die Schweiz innert weniger Jahre rund 3 Milliarden Franken aufgewendet.
- In den letzten 20 Jahren hat die Schweiz für die "Landesverteidigung" (gegen welchen Feind ?) rund 110 Milliarden Franken ausgegeben, ohne dass dieser Fall auch nur ein einziges Mal eingetreten wäre. Dasselbe gilt für die EU.
Ja, die Schweiz hat im vergangenen Jahr 80 Milliarden Franken für das Gesundheitswesen ausgegeben. Das sind 11 % des BIP. Und jetzt ? Was haben wir denn für eine Wahl ?
Möchten wir zurück in die Zeit um 1850, als in Liechtenstein jede dritte Frau bei der Geburt des ersten Kindes gestorben ist ? Wo jede Familie mindestens ein oder mehrere Kinder vor erreichen des 5. Lebensjahres verloren hat ? So weit ist das alles nicht weg. Das können wir jederzeit wieder haben. Oder aber - wir zahlen das, was es kostet.
Wir alle sind "schuld" an den steigenden Gesundheitskosten. Weil wir nicht zusehen wollen, wie unsere Kinder sterben obwohl wir sie retten könnten. Und weil wir anderen zu Hilfe kommen müssen, wenn der Schmerz nicht enden will. Weil wir es - Gott sei Dank - nicht ertragen können, wenn Leid über ganze Familien hereinbricht, obwohl wir es hätten vermeiden können. Weil wir die Zustände von vor 150 Jahren nicht wollen. Darum haben wir hohe Gesundheitskosten. Und es werden nicht weniger werden. Nur steht diesen immer steigenden Kosten eines gegenüber: Immer mehr Menschen dürfen immer länger leben. Und immer mehr Krankheiten verlieren ihren Schrecken. Und schliesslich dürfen Kinder gesunde Erwachsene werden. Und das ist gut so.
Gesundheit ist nicht unser höchstes Gut. Das stimmt nicht. Ein Audi A6 oder eine Villa sind ein "Gut". Die Gesundheit ist kein "Gut".
Sie ist die einzige und absolute Grundlage unserer Existenz.
(Bildquelle: Pixabay, n.Reg.lizenzfrei)