Redaktionelle Willkur bei Leserbriefen.

28.11.2023

Die Zeitungen allüberall werden landauf- und landab nicht müde zu erklären, dass "Leserbriefe" aus redaktionellen Gründen gekürzt werden müssten - oder nicht veröffentlicht werden können. Begründet wird das mit "Platzproblemen" in der Zeitung.

Das finde ich seltsam. Denn man sollte sich die folgenden Zahlen, hier vom Liechtensteiner Vaterland, ansehen:

An rund 250 Tagen im Jahr erscheint die einzige liechtensteiner Print-Tageszeitung. Die Auflage beträgt, bereinigt durch die Grossauflage, vielleicht rund 7.000 Zeitungen pro Tag.

Das heisst, es entstehen rund 2.2 Millionen "Vaterland-Meinungen" im Jahr.

Dabei äussern vielleicht rund 1.000 Personen ihre Meinung öffentlich im Vaterland.

Und wir reden von den eingeschränkten «Platzverhältnissen». Ich glaube nicht, dass das eine Frage des «Platzes» ist. Ich bin vielmehr überzeugt, dass wir mit diesem Hinweis unliebsame Wortmeldungen aus der Bevölkerung zensieren. Das ist nicht nur bei uns so, doch fällt es bei uns viel mehr ins Gewicht, ist das Vaterland doch das einzige Printmedium in Liechtenstein, das Leserbriefschreibern zur Verfügung steht.

Dass das Argument des Vaterlands nicht wahr ist, bestätigt auch das ehemalige Volksblatt.

In der unseligen «Corona-Zeit» habe ich mit über 50 Leserbriefen gegen die Corona-Hysterie angeschrieben.

Von diesen 50 Leserbriefen sind rund 30 vom Vaterland abgedruckt worden, das Volksblatt aber deren 49 veröffentlicht hat. Am Platz kann es kaum gelegen haben. Wohl eher an der Haltung der Redaktion. 

Die mehr als fraglich ist – und war.


(Bildquelle: Pixabay, n.Reg.lizenzfrei)