Nein. Wir sind nicht privilegiert.

11.12.2024
Vaduz, Anfang 1900. Eine arme Geschichte.
Vaduz, Anfang 1900. Eine arme Geschichte.

(LiVa, "Sapperlot", 11.12.2024) Philipp Kolb nimmt uns mit nach Südamerika. "Drei Wochen Auszeit – drei Wochen weit weg. Meine Sommerferien geniesse ich immer im November oder Dezember – wenn es hier grau, kalt und düster wird. Das Ausflugsziel war heuer Kolumbien. Erst vor Ort sieht und merkt man, wie privilegiert wir in unseren Breitengraden eigentlich leben. Unter dem Jahr gerät das im Alltag oft in Vergessenheit, man sieht alles als Selbstverständlichkeit an."

(dwb) Ja, Herr Kolb. Uns «geht es gut». Auch zu verwöhnt sind wir, das könnte ich unterschreiben. Allerdings ist Ihre Dankbarkeit gegenüber unseren eigenen Vorfahren, allem voran unseren Grossvätern und Urgrossvätern, durchaus verhalten. 

Denn ich entsinne mich nicht, dass vor 100 Jahren eine Gute Fee unser Land besucht hat und unser kleines Land mit einem Fingerschnippen vom ärmlichen Bauernstaat in unseren heutigen Zustand versetzt hat. «Dass es uns gut geht», das ist nicht einem gnädigen Schicksal zu verdanken. Unser Wohlstand, unsere Wohlfahrt, die sind das Ergebnis von Fleiss, Beharrlichkeit, Voraussicht, Erfindergeist, Konsequenz und viel, viel Arbeit. Und dem unbändigen Willen, dass es den eigenen Kindern dereinst besser gehen möge.

Das kommt mir heute ein wenig zu oft unter die Räder, wenn ich höre, wie schlecht es Menschen in anderen Ländern geht. 

Es ist noch keine hundert Jahre her, da wars hierzulande – nicht besser.


(Bildquelle: Alpenland Verlag, Markus Meier, alte Ansichten von Vaduz)