Nahost-Konflikt. Nur nichts falsches sagen ?

04.11.2023

Da lese ich in einem Schweizer Blätterwerk einen Bericht, der sich mit unserem Umgang mit den Kriegshandlungen zwischen Israel und der Hamas beschäftigt.

Die folgende Formulierung beunruhigt mich, einmal mehr, ausgesprochen stark:

«Die Menschen äussern sich mit bedacht – oder versuchen es zumindest. Sie sind nachdenklich und ringen immer wieder um Worte. Dass der Nahost-Konflikt schwer wirkt, ist an dieser Kundgebung spürbar. Die Angst ist gross, etwas Falsches zu sagen, dass Aussagen antijüdisch oder islamfeindlich wirken können.»

«Etwas Falsches sagen zu können.» So weit sind wir also schon. Wir sagen zu der einen Seite so wenig wie zu der anderen. Gut, ja, es kann vorkommen, dass die eine Seite – oder auch die andere – unsere Meinung kritisiert. Aber ist das letztlich nicht das Wesen für ein gedeihliches Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft ?

Ist es «falsch», den Terrorangriff der Hamas auf eine völlig schutzlose Zivilbevölkerung als mörderisch und feige zu verurteilen ? Und ist es ebenso «falsch», offen zu kritisieren, dass das jüdische Bombardement auf den Gazastreifen ungeachtet des grossen Leids unter der Zivilbevölkerung fortgesetzt wird ?

Dürfen wir diese Dinge nicht mehr beim Namen nennen ? Ja, es kann vorkommen, dass wir dafür kritisiert werden. Wir haben offensichtlich verlernt, mit Kritik konstruktiv umzugehen. Oder - es fehlt uns der Mut dazu. Das ist auch möglich. Und eher wahrscheinlich.

Aber die Folge davon ist, dass wir Medien nicht mehr kritisch hinterfragen, sondern uns von ihnen nur noch mit «Nachrichten» und «Meldungen» aller Art füttern lassen.

Das ist nicht schlau. Viele von uns tun es aber trotzdem. Das ist schade. 

Zuallererst für unser offenes, demokratisches Zusammenleben.


(Pixabay, n.Reg. lizenzfrei)