LESERBRIEF.
Auch dieser Leserbrief ist vom Vaterland nicht veröffentlich worden. In der LIE-ZEIT.LI war er innerst 30 min. drinnen. Dafür beklagen wir dann wieder die Ungarn, die die Zeitungen "zensurieren". Na Bravo !
Politikverdrossenheit. Ich bin jetzt
nicht sicher, ob ich von der Politik "verdrossen" bin. Es ist
vielmehr so, dass die Politik je länger je mehr ihr Gesicht zeigt.
Sicher scheint mir, dass wir mit jedem Jahr mehr schwatzen, ein
Expertenheer nach dem anderen beschäftigen, weil jeder bereit ist,
Verantwortung zu übernehmen, aber niemand Manns (oder Frau's) genug
ist, für ihre Folgen den eigenen Kopf dann auch hinzuhalten. Dass
wir uns in der grossen Politik auf die Schultern klopfen, mit offenem
Revers und kumpelhaftem Auftreten. Das sehe ich. Was ich nicht sehe,
sind Resultate. Ich sehe ein zunehmendes Elend im Gazastreifen. Und
die Politik "bedauert", die EU "mahnt", die UNO "droht".
Gut. Das wars dann. Klar, den Menschen im Gazastreifen hilft das
nicht. Aber es gibt schliesslich gewisse Abhängigkeiten, die wir
alle kennen. Und die wir alle nicht ändern.
Ich sehe einen Ukraine-Krieg, ich sehe die "Nachrichten", von denen ich nicht weiss, was ich davon halten soll. Und die Politik, sie reist im Sonderzug nach Kiew, extra luxuriös ausgebaut, um die politische Creme de la Creme gemütlich und ungestört nach Kiew zu chauffieren. Begleitet von einer Schar unterbezahlter Volontären der Nachrichtenagenturen, die ihre Berichte schon pfannenfertig in der Schublade haben. Dann wird geschwatzt, sich auf die Schultern geklopft. Da wird sich gebärdet als hätte man Erinnerungen an gemeinsame Schulzeiten auszutauschen. Ein paar gemütliche Mittag- und Abendessen, ein Cüpli da – eines dort - noch einmal ausreichend plaudern und schwatzen. Und dann geht's wieder heim. Und das Sterben an der Front geht ungehindert weiter.
Nein. politikverdrossen, das bin ich nicht. Ich halte nur nicht viel von ihr. Dazu kommt mir zu wenig zurück. Und – es wird immer noch weniger.