
LESERBRIEF.
Gedanken zu meinem Europa.
Zu Beginn der 1980er Jahre, ich hatte gerade meine
Ausbildung begonnen, war ich als junger Mensch eigentlich ganz zufrieden
mit unserem Europa. Gut, ich gehöre einer Generation an, die von den Eltern,
ganz bestimmt aber von ihren Grosseltern noch hautnah mitbekommen haben, aus
was für einer armseligen Vergangenheit wir, speziell die unteren Schichten,
gekommen sind. Doch, doch, wir hattens weit gebracht. Klar, die Regenwälder, so
sagte man uns, sind gerade weltweit am abserbeln. Und der Verkehr macht uns
alle kaputt. Der saure Regen war in aller Munde, und der Katalysator am
Horizont als Heilsbringer gepriesen. Und nicht selten hörte man junge Leute
sagen: "In diese Welt werde ich keine Kinder setzen". Nicht wenige von ihnen sind
heute stolze Grosseltern.
Ich war, nach heutigen, klimahysterischen Masstäben bourgeois
und dekadent. Aber ja, schön war es, dieses doch mittlerweile relativ sichere,
relativ bequeme Leben. Mit Blick auf meine Grosseltern hat sich diese Haltung
täglich noch verstärkt. Wenn ich heute laut über diese Zeiten nachdenke, in
denen unsere Grenzen noch etwas wert waren, und wir dafür am Zoll eine Stunde
Wartezeit auf uns nehmen mussten. Dann sehe ich mir die Plaudergesellschaft in
Brüssel an. Und ich lehne mich zurück und denke nach:
Eine
Gemeinschaftswährung, die uns um die Ohren fliegt. Energiepreise, die unsere
Industrie in Scharen nach China und die USA auswandern lässt. Eine Schulbildung,
die im Leben nicht ausreichen wird, unsere Jungen für die Konkurrenz aus der
ganzen Welt zu wappnen.
Ich hätte jetzt gesagt, vieles ist sehr viel schlechter
geworden in meinem Europa.
Träge und führungslos taumeln wir vor uns hin.
Wir basteln uns die Probleme irgendwie zu recht, kleben uns an die Strassen und hoffen gemeinsam, dass wohl alles irgendwie bald besser werde. Nun. So – sicher nicht.