KI - Künstliche Intelligenz für unsere Kinder (?)

11.03.2023

Vor kurzem habe ich, ich weiss gar nicht mehr genau, in welcher Zeitschrift das war, das folgende Zitat einer deutschen Professorin gelesen:

"Künstliche Intelligenz verändert heute schon nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft und greift schon heute tief in unser alltägliches Leben ein. Je eher Kinder und Jugendliche Möglichkeiten und Mechanismen dieser wichtigen Zukunftstechnologie kennenlernen, desto besser sind sie für ihre berufliche und auch private Entwicklung gerüstet".
Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn

Wenn ich ganz ehrlich bin: Solche Ideen finde ich hoch verstörend. Als Informatiker, der dreissig Jahre seines Lebens mit Maschinen und Programmiersprachen verbracht hat, bin ich mir vollauf über die Segnungen der modernen Informatik bewusst. Sie sind vielschichtig und hoch nützlich.

Dass aber unsere Kreativität nun – mehr oder weniger - in Konkurrenz mit "künstlicher Intelligenz" treten soll, egal auf welcher Ebene, das entsetzt mich offen gestanden doch ziemlich. Ja, ich empfinde es als persönliche Beleidung für jedes Individuum der Spezies Mensch.

Ich glaube nicht, dass Menschen wie Prof. Dr. Riegraf jemals ein kreatives Buch, also nicht ein Sachbuch, geschrieben haben. Das glaube ich deshalb, weil ich aus eigener Erfahrung weiss, was für komplexe und vielleicht auch völlig unerwartete Prozesse aus Intelligenz und Kreativität während der Entstehung eines Buches angestossen werden. Da kann es vorkommen, dass ein Ereignis, das völlig unscheinbar vor 40 Jahren stattgefunden hat, zehn Jahre später eine Weichenstellung angestossen hat, die heute für eine bestimmte Wendung im Buch absolut unerlässlich sind. Unsere Psyche ist komplexer, als es eine Maschine je sein wird können. Man kann "Erfahrungen" sammeln. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, "Erfahrungen zu erleben". Wir leben nicht von "gelerntem", sondern vom "erlebten". Und jedes einzelne dieser "Erlebnisse" führt zu tausenden Assoziationen. Man muss in diesen Dingen keine Fachperson sein um zu sehen, dass wir noch lange, lange nicht in der Lage sein werden, Maschinen und Algorithmen zu entwickeln, die diese zahlenmässig nicht mehr erfassbaren Vorgänge in Milliarden von Menschen zu speichern vermögen, geschweige dann brauchbar abzurufen. Diese Vorgänge zu analysieren und einzuordnen, daran arbeiten Heerscharen von Psychiatern und Psychotherapeuten bis heute, und das werden sie noch sehr lange tun müssen.

Ich würde mit meinen 60 halbwegs erfolreichen Lebensjahren heute sagen:

Bringt unseren Kindern bei, die tief in ihnen angelegte Kreativität so zu nutzen, dass sie ihnen – im Zusammenarbeit mit der zunehmenden Lebenserfahrung - das Handwerkszeug zu einem erfolgreichen, intelligenten Leben geben vermag.

Nur unsere ureigenen Kräfte werden uns letztlich unser Ueberleben als Spezies ermöglichen. Maschinen können uns dabei helfen. Aber wir sollten akzeptieren, dass sie eine Grenze haben - den Menschen !