Etwas von der Work-Life-Balance.

22.10.2024

Es ist etwas ruhiger geworden um die «Work-Life-Balance». Die Jungen wollen reisen und möglichst wenig Zeit an einem festen Arbeitsplatz verbringen. Arbeit soll nicht mehr denjenigen Stellenwert haben, den sie noch für ihre Eltern und Grosseltern gehabt hat.

Nun, da ist etwas falsch formuliert. Ich gehöre der «Eltern und Grosseltern-Generation» an. Und ich erinnere mich, zu Beginn der Achtziger-Jahre, ich hatte gerade meine Ausbildung beendet, als mich ein grosser Drang zum Reisen erfasst hat. 

  • Nicht wenige meiner Kollegen haben sich damals ein Interrail-Billet gekauft, bis 25 billig mit dem Zug durch ganz Europa. Das Billet war günstig: Reisen allgemein allerdings sehr teuer. 
  • Air b-nb gabs noch nicht, die Jugendherbergen waren gerade nicht dort, wo man hinwollte, entweder längst voll – oder gar nicht vorhanden. Ein Hotelzimmer ? Dann hätten wir nach 5 Tagen wieder heim können.
  • Oder mit dem Flugzeug ? Juhuii, direkt nach New York, woow. Ja, wooooow machte man dann auch, als man den Ticketpreis gesehen hat: Hin und zurück 1800 Franken. Hmmm. Damals habe ich im Monat 1500 Franken verdient. Eine teure Geschichte.
  • Mit dem Rad ? Dem alten, mit dem Dreigang aus den 1950er Jahren ? Für ein tolles, modernes Rad (natürlich ohne E-Antrieb) hätte ich einen Monatslohn hinblättern können.
  • Ein eigenes Auto ? Gute Idee, nur ohne Führerschein ? Die Theorieprüfung 250 Franken alleine schon, eine Fahrstunde 60 Franken (das entspricht einem Preis heute von über 100 Franken), das war schon damals teuer.
  • Aber campen. Das ging damals schon. Wenn man denn eine Campingausrüstung hatte. 200 für ein kleines Zelt, ok. Aber dann fehlte noch manches. Und – wie transportieren ? Ausserdem: Wie einchecken am Camping. Wir waren erst 19, damals begann die Volljährigkeit aber erst mit 20.

Ja, gereist wären wir früher auch schon gerne. Nur – können vor lachen. Weniger Arbeiten ? Klar, wenn man sich das mit 1500 Franken Nettolohn leisten kann ? Die kleine Wohnung ohne Balkon schlug alleine schon mit 700 zu Buche.

Work-Life-Balance. Das wird heute langfristig so wenig funktionieren,  

wie zu allen Zeiten früher. Es reicht sonst – einfach nicht.


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