Ein paar Gedanken zur Organ-Lebendspende.

Eine freiwillige Organ-Lebenspende gibt es nicht. Das ist Wunschdenken der Transplantations-Medizin.
Kein Mensch spendet ohne Druck ein Organ aus seinem Körper. Dieser Druck ist meist sehr subtil und steuert sich nicht selten aus einem «Helfersyndrom». Gerade für sehr Nahestehende ist der gesellschaftliche Druck – auch wenn es nicht so erscheint – immer gross. Wer will seinen Lebenspartner/in leiden lassen mit kaputten Nieren ? Da kann man doch kaum zusehen. Das sagen auch die Bekannten und Verwandten, die an der letzten Hochzeit hinter vorgehaltener Hand bemerkt haben, dass er oder sie «schlecht aussieht». Kein Wunder – eine Spenderniere wäre längst an der Zeit.
Und da bieten sich die nächsten «Nahestehenden» geradezu an: Der Ehepartner/in, die Schwester, der Bruder, Vater oder Mutter.
Nur will da leider keiner. Gut, das kann man ja verstehen, eine Organspende ist kein Spaziergang. Andererseits: den Angehörigen scheint das Wohlergehen ihres Kranken nicht grösser zu interessieren – warum sonst will keiner ein Organ spenden ? Die Tuschlerei in der Verwandtschaft und Bekanntschaft findet immer statt. Das kann man drehen wie man will.
Niemand … spendet völlig freiwillig ein Organ aus seinem Körper. Und das sollte vermutlich auch niemand tun.
Und wenn sich die 20jährige Schwester nun doch entscheidet, ihrem jungen Bruder eine Niere zu spenden ? Wenn es denn funktioniert, lebt der Bruder künftig ohne Dialyse. Sehr schön. Das geht 5 Jahre lang gut. Dann wird die Schwester schwanger, die Freude gross. Die Schwiegermutter dreht beinahe am Rad: Ein Enkelkind – endlich ! Im 4. Monat gibt es Komplikationen, und die Schwangerschaft endet höchst unschön mit dem Tod des Kindes.
Stellt sich die Frage: War das jetzt medizinisch nicht zu verhindern ? Oder war da nicht doch noch etwas ? Wie war das nochmal mit der Nierenspende ? Ob da vielleicht doch etwas hängen geblieben sein könnte ? Nun, die werdenden Eltern sind überzeugt: Das hat damit nichts zu tun. Auch der Bruder glaubt mit seiner neuen Niere nicht daran. Und die Schwiegermutter ? Sie plagen insgeheim Zweifel … ob das alles richtig war ? Und die Aerzte: Sie werden sagen, mit grösster Wahrscheinlichkeit hat das nichts mit der Lebenspende zu tun. Mit «grösster Wahrscheinlichkeit». Tatsächlich kann es niemand mit letzter Sicherheit sagen. Solche Dinge bringt man nie wieder vom Tisch.
Und noch ein weiterer Aspekt darf nicht ausser Acht gelassen werden. Es ist gut möglich, dass das Organ abgestossen wird. In den ersten Monaten, nach 5 Jahren oder nach 15 Jahren. Aber es wird irgendwann nicht mehr arbeiten.
Dann ist auch dieses einstmals völlig gesunde Organ – für immer verloren.
(Bildquelle: Pixabay, n.Reg.lizenzfrei)