Ein Hoch auf die Dunkelheit ?

(LiVa, 02.12.2023) "Rahel Empl, Kolumnistin im Liechtensteiner Vaterland, stimmt ein Hoch auf die Dunkelheit an. So hatte Frau Empl «schlicht vergessen, wie dunkel eine Nacht sein kann.» Allmählich finde Frau Empl aber Gefallen an der Dunkelheit. Die finstere Nacht fühle sich nicht bedrohlich, sondern richtig an."
(dwb) Ja, es stimmt schon. Es gibt sie, die «Freunde der dunklen Nacht». Ich gehöre zur anderen Kategorie. Für mich hat die Dunkelheit schon seit frühesten Kindesbeinen an etwas unheimliches. Etwas nicht fassbares. Eine Umgebung, in der man lieber Schutz sucht.
Und, ja, ich bin ein Freund von Umgebungen, die gut ausgeleuchtet sind. Das heisst nicht, dass ich ein besonders ängstlicher Mensch wäre. Aber ich glaube, es ist gut, wenn man Dingen, die man aufgrund der Dunkelheit nicht sehen kann, mit einer gewissen Vorsicht und Distanz begegnet. Doch, die Abwesenheit von Helligkeit ist etwas, das ich mit einer gewissen «Gefahr» bezeichnen würde.
Und ob unsere Vorfahren, dank der früh einsetzenden Dunkelheit
besser geschlafen haben als wir, das kann ich nicht sagen. Ich glaube aber zu
wissen, dass meine Grossmutter, vor 120 Jahren in einem armen bündner Bergdorf
geboren, deutlich andere Probleme hatte, als sich mit der «dunklen Nacht» vor
dem Fenster zu beschäftigen. Meine Nana hat erst mit 12 Jahren eine Nachtkerze
bekommen, unter tausend Ermahnungen mit Hinweis auf die Brandgefährlichkeit im
damals schon 200 Jahre alten Holzhaus. Diese Kerze musste ein halbes Jahr lang halten. Sie
brannte also nicht lange jeden Abend. Elektrisches Licht, zumindest eine Glühbirne in der Küche, das war der sehnlichste Wunsch vieler Haushalte.
Nein. Ich glaube nicht, dass Dunkelheit irgend etwas an sich hat, was für uns
Menschen von generellem Vorteil ist.
Ich mag Licht. Vor allem jetzt, wo es draussen schon um halb
fünf Uhr dunkel ist.
(Bildquelle: Pixabay, n.Reg.lizenzfrei)