Die Organspende ist wieder in aller Munde.

Und wieder sind die Zeitungen voll mit der Problematik der fehlenden Organspenden.
Dieses Thema ist vielfältig. Und es ist heikel. Auch von Seiten der organstransplantierenden Kliniken. Sie sind konfrontiert mit einer Vielzahl von Problemen:
- Sie müssen organkranken Patienten möglichst zu "einem neuen Leben" verhelfen
- Sie müssen ethische Fragen möglichst beantworten. Was sie nicht in jedem Fall können
- Sie müssen gleichzeitig Spezialisten vorhalten, die diese Organe auch transplantieren können
- Sie müssen diese Spezialisten durch ausreichend Transplantationen - auch bei der Stange halten
- Sie müssen dafür sorgen, dass möglichst ausreichend Organe verfügbar sind - auch von Lebendspenden
Das ist eine schier unlösbare Aufgabe.
Und nun wollen sich auch die staatlichen Autoritäten in diese hoch privaten Angelegenheiten einmischen. Ich halte das für keine gute Idee. Organspenden ist in aller Munde. Das ist aber nur deshalb so, weil wir sie extrem in die Oeffentlichkeit ziehen und ihr enorm viel mediale Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Tatsächlich ist Organspende eine absolute Nischenmedizin, die kaum jemanden von uns betrifft. Man könnte meinen, die halbe Schweiz ist davon betroffen, ein Organ zu benötigen. Das ist mitnichten so.
In der Schweiz warten, alle Organe zusammen genommen, etwa 1000 Menschen auf ein Spenderorgan. Die meisten davon sind Nierenpatienten. Bei den tatsächlich lebenswichtig dringenden Organen wie Lunge, Leber oder Herz, sind es vielleicht noch 300 Patienten. Schweizweit. Im Jahre 2022 sind bedauerlicherweise 84 Personen auf der Warteliste verstorben. Mit anderen Worten: 1 von 100.000 Schweizern stirbt auf der Warteliste für ein neues Organ. Diese Zahlen - sollte man kennen, wenn man sieht, wie präsent das Thema "Organspende" in der Schweizer Oeffentlichkeit ist. (Zum Vergleich: 1 von 800 Personen erliegt einer Krebserkrankung).
Und nun also sollen wir Organe spenden. Ja, das sollten wir tun. Das ist eine gute Idee. Wir sollten aber auch wissen, das sagt man uns nicht, dass - auch mit Organspenderausweis - wir ohnehin kaum je in die Lage kommen werden, unsere Organe spenden zu können.
Die Chance, jemals Organspender zu werden, ist geringer, als selber eines zu benötigen. Sie liegt bei etwa einem Prozent. Wir machen also sehr viel Wirbel um eine Möglichkeit, die kaum je eintreten wird. Das ist auch darum so, weil Organe nur Lebenden entnommen werden können. Jemand, der auf der Unfallstelle verstirbt, ist als Organspender nicht mehr "verwendbar". Hinzu kommt eine namhafte Anzahl von anderen Ausschlussgründen, die eine Verwendung der Organe verunmöglichen.
Im Frühjahr hört man oft das Klischee "Jetzt kommen die Motorradfahrer - die Organspender". Das ist nicht richtig. Motorradfahrer überleben einen Unfall. Oder sie sterben direkt auf der Unfallstelle. Wir müssen aber kontrolliert im Spital sterben. Ausnahmslos auf der Intensivstation. Sonst - geht gar nichts. Der ungeheure zeitliche Druck, der gegenüber Angehörigen aufgebaut wird, ist oft unangebracht. Es ist auch eine Frage der Kosten: Patienten in der Invensivmedizin sind extreme Kostentreiber. Und die Transplantations-Industrie braucht die Organe. Je schneller und unkomplizierter sie die bekommt. Umso besser.
Organspender werden die allerwenigsten von uns - Auch nicht mit Organspenderausweis.
Organspende ist ein sehr kontroverses Thema. Widerspruch oder anderslautende Meinungen als diejenige der Organtransplantierenden Medizin ist nicht erwünscht und wird systematisch unterdrückt. Der Autor dieses Blogs spricht aus Erfahrung: Ich habe selber einst eine Nierentransplantation durchlebt. Nach 2 Jahren Leidenszeit habe ich diese Erfahrung - gegen den ausdrücklichen Willen der Aerzte ! - beendet. Mir ist ein Leben an der Dialyse - jede Woche 3 Behandlungen zu je 4 1/2 Stunden Dauer - erheblich lieber als eine neuerliche Transplantation.