"Die Arbeit im Spital macht empathisch."

01.04.2023

(LieVa, 01.04.2023) Das Vaterland berichtet in seiner heutigen Ausgabe über eine junge Frau, die im Vaduzer Landesspital das Freiwillige Soziale Jahr absolviert.

Schön, dass sich junge Menschen für eine Tätigkeit in so schwierigem Umfeld interessieren.

Gut, gerade viel über diejenigen, für die ein Spital in Betrieb ist, gibt der Bericht leider nicht her: Die Arbeit mit Menschen, also den Patienten. Der Bericht von Julia Strauss ist symptomatisch dafür, wie wir heute mit "Pflege" umgehen. Wir verwalten kranke Menschen.

Ist jemandem das Bild zur Reportage aufgefallen (hier durch ein ähnliches anonymisiert ersetzt). Gut getroffen. Pflegende sieht man je länger je mehr in Team-Sitzungen, Uebergabesitzungen, Zwischensitzungen, Abgleich-Sitzungen, vor PC's, Terminals und Aktenbergen. Wer jemals länger in einem – grossen - Spital wie dem Kantonsspital St. Gallen zu Gast gewesen ist, bemerkt schnell, dass Pflegende das Zimmer im grossen und ganzen so betreten:

6 Uhr morgens: Tagwache. Die findet lautstark statt, damit das Blutdruckmessen ohne verschlafene Patienten möglichst rasch vor sich gehen kann. Eine monotone Frage nach der letzten Toiletten-Sitzung beendet den Monolog der/des Lernenden. Die Zeit drängt. Blutdruck wird vorzugsweise von gut gedrillten Lernenden erledigt. Ihr Auftreten kann es mit jeder Rekrutenschule aufnehmen.

7 Uhr morgens: Das Frühstück kommt. Man kann die Uhr danach stellen. Nein, nicht wann es kommt. Sondern wie lange der Vorgang des "Frühstück-Bringens" auf die Sekunde dauern darf. Die Zeit drängt. Diesen Vorgang unterbrechen zu wollen, dazu müsste man den eifrigen Lernenden schon direkt einen Fuss stellen.

9 Uhr morgens: Visite. Aerzte und Pflegende sind so schnell und atemlos im Zimmer, wie sie dieses nach kurzer Zeit wieder gemeinsam verlassen. ("War da was ?") - Die Zeit – drängt.

11.30 Uhr: Das Mittagessen kommt. Prozedere analog Frühstück. Auf die Sekunde – genau. Nur keine Zeit verlieren. Die Zeit drängt.

18.00 Uhr: Das Abendessen kommt: Prozedere analog Frühstück und Mittagessen. Die Zeit drängt.

Pflegende oder Aerzte ausserhalb dieser Pflichtzeiten in einem Krankenzimmer anzutreffen, das sind eher schon zufällige Zusammentreffen.

Vielleicht hat man Glück – und trifft auf eine redselige Raumpflegerin. Das ist dann auch schon was !

(Bildquelle: Goodlife-Personal Magazin)