Der Reklamierer vom Dienst.

Ja, ich gebe es zu. Ich bin passionierter Reklamierer. Und so schnorre ich auch lauthals, wenn ich - einmal mehr - mit der Arbeit unserer Regierung nicht zufrieden bin. Eines der Dinge, die mich dabei stören, ist, wenn Leserbriefe, die von uns allen in mühevoller Freizeitarbeit verfasst werden, vom Vaterland mit Elan in den Papierkorb befördert werden. Allerdings oft erst, wenn mit der Regierungskanzlei Rücksprache gehalten worden ist. Das hat grossen Einfluss auf die Lebensdauer eines Leserbriefes.
So, wie es bei meinen Leserbriefen beinahe der Standard ist. Schön, dass die Lie-Zeit mich dabei stark untestützt und die allermeisten meiner Leserbriefe - oft gleichentags - veröffentlicht. Und nachdem gerade diese Woche zwei Leserbriefe es in "Sachen ukrainischer Flüchtlinge" nicht in die Zeitung geschafft haben (einer war nicht von mir), sehe ich mich veranlasst, bei der Regierung eine "Protest-Note" zu hinterlegen. Nicht, dass ich auch nur ansatzweise den Glauben hätte, dass das irgend etwas an den Verhältnissen ändern würde. Das bei Gott nicht ! Aber sagen tu ichs trotzdem, sonst "müasst miar s`Födla reda ..."
"Hallo zusammen,
Vier Leberbriefe in «Sachen ukranische Flüchtlinge» innerhalb von 3 Monaten. Nicht ein einziger vom Vaterland veröffentlicht (von der «Lie-Zeit» gleichentags. Alle von mir verfassten, ohne Ausnahme). Es ist – wie sollte es anders sein – offenkundig, dass die Regierung am «aufpoppen» dieser Frage (und wohl auch den exorbitanten Kosten) kein Interesse hat.
Es wird deshalb – wie immer im Land – einmal mehr mit dem willfährigen Vaterland abgesprochen, was veröffentlicht wird, und was nicht. Das kann man machen, sollte dann aber nicht mit schöner Regelmässigkeit gemeinsam mit dem Brüsseler Plauderverein den ungarischen Viktor Orban für seine Zeitungs-Zensur verunglimpfen. Nicht, so lange die Verhälntisse im eigenen Land nicht deutlich besser sind. Nun, immerhin, es scheint etwas Bewegung in die proaktive Information der Bevölkerung zu kommen. Das ist angesichts der explodierenden Kosten für die Unterbringung der ukrainischen Flüchtlinge auch bitter notwendig.
Ich würde mich deutlich weniger sorgen, wenn ich der Ansicht wäre, ihr habt die Dinge im Griff. Doch, bei Gott, das habt ihr ganz bestimmt nicht. Wir haben mehr Flüchtlinge aufgenommen als Deutschland, im Schnitt 3 x mehr als unsere Nachbarländer. Ich frage mich, warum ? Ja, auch ich kritisiere, wie ihr euren Job macht. Denn das – reicht nicht. Vermutlich könnt ihr es nicht besser. Die Finanzen rund um die ukrainischen Flüchtlinge werden, analog vieler anderer Projekte der Regierung, im Fiasko enden. Die «Rückführung» der heute im Land ansässigen ukrainischen Flüchtlinge wird so, wie ihr es uns glauben macht, nicht funktionieren. Das wissen wir alle, ihr so gut wie auch ich selber. Eure Nachfolger im Amt werden sich eine Lösung aus den Fingern saugen. Irgendwann. Aber das ist das schöne am Politiker-Leben: Schuld sein – wird niemand. Und so lebt sichs gänzlich ungeniert, während die Dinge irgendwie vor sich hinschlittern. Die nächsten Wahlen – kommen bestimmt.
Die nächste Umfrage über die Arbeit von Regierung und Landtag auch. Und sie wird nicht besser ausfallen als die letzte. Weil die schon in den Startlöchern stehenden, neuen «Ja-Sager-Truppen» unserer Parteigänger nichts besseres verheissen. Schade. Und so wird er immer schneller, der Schlitten. Wenn ihr euch wenigstens noch draufsetzen würdet. Auf den Schlitten. Aber so weit möchte man dann ja doch nicht gehen. Den jagen wir lieber alleine den Hügel runter. Wer weiss schon, wo der am Ende landen mag ?"
Grüsse, Norman
Wille, Buchenweg 1, 9490 Vaduz
(Bildquelle: Land Liechtenstein)