Vom Klima - Und vom Märchen der edlen Wilden.

(Süddeutsche Zeitung, 20.04.2011) Die Ureinwohner Amerikas gelten als Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten. Doch das war keineswegs der Fall. Mitunter zerstörten sie sogar ihre eigene Lebensgrundlage.
Indianer zerstörten die Umwelt, in der sie
lebten? Die Ureinwohner Nord- und Südamerikas gelten doch bis heute als
Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten und erst durch die Europäer
korrumpiert wurden. "Den edlen, mit der Umwelt in Harmonie lebenden
Wilden hat es nie gegeben", sagt Raymond Hames, Anthropologe an der
University of Nebraska, der eine Übersichtsarbeit zum Thema im Fachjournal Annual
Review of Anthropology veröffentlicht hat.
Das Märchen vom Indianer, der in tiefer spiritueller Verbundenheit mit der Natur lebt, verrät viel über die romantische Sehnsucht der Europäer und nichts über die indigene Bevölkerung Amerikas. Mit der industriellen Revolution erhielt die Idee unter europäischen Intellektuellen Auftrieb, dass sich in den Schloten der Fabriken und den Elendsvierteln der Städte ein grundsätzlicher Bruch offenbare: Der moderne Mensch werde von seinen spirituellen Wurzeln getrennt; er sei durch die moderne Technik wie einst Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben worden.
"Das Stereotyp vom edlen Wilden diente dazu, ein Schlaglicht auf die Probleme des modernen Europa zu werfen, indem auf Gesellschaften hingewiesen wurde, die diese Probleme nicht kennen", schreibt Hames. Literatur und Kunst inszenierten primitive Gesellschaften als Gegenutopia zu den Industriestaaten. "Zum Teil liegt das an einer intellektuellen Kultur, die nur widerwillig einräumt, dass die Institutionen der Zivilisation und die westlichen Gesellschaften auch positive Seiten haben", beklagte der Evolutionspsychologe Steven Pinker von der Harvard University in einem Beitrag im New Republic."
(dwb) Auch im Hinblick auf die vielpropagierte "Klimakrise" muss man sagen: Der Mensch hat sich schon immer genommen, was er gebraucht hat. Auf alle erdenkliche Art und Weise. Und ohne Rücksicht auf Verluste.
Dass er sich auch das nimmt, was er nicht zwingend braucht - aber will, das ist wohl einer der Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Und das ist vermutlich gut so. Denn sonst, nehme ich an, gäbe es uns Menschen als Individuen mit einem eigenen Willen und Bewusstsein wohl nicht.
Der Mensch ist heute also nicht skurpelloser oder rücksichtsloser als seine Vorfahren aus früherer Zeit. Der Mensch ist letztlich nicht mehr als eine Spezies, die auf diesem Planeten weiterhin überleben will.
Und das sehr erfolgreich tut. Gott sei Dank !
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