Das Ehrenamt in Liechtenstein fördern ?

04.10.2025
(LiVa, 04.10.2025)  Liechtenstein hat mit 15,3 Vereinen pro 1000 Einwohner die höchste Vereinsdichte im deutschsprachigen Raum. Über 850 Vereine, davon rund drei Viertel mit gemeinnützigem Zweck, prägen das gesell-schaftliche Leben. Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich die Freiwilligenarbeit auf eine Minderheit der Bevölkerung konzentriert, die eine Mehrfachbelastung schultern. Die Freiwilligenarbeit ist eine tragende Säule der liechtensteinischen Gesellschaft. Damit dies so bleibt, haben die Landtagsfraktionen der Regierungsparteien VU und FBP gemeinsam ein Postulat eingereicht. Der Vorstoss fordert die Regierung auf, eine nationale Ehrenamtsstrategie zu erarbeiten. Ziel ist es, das Ehrenamt langfristig zu erhalten und zu stärken, um so die Resilienz der Gesellschaft zu fördern. (Es darf davon ausgegangen werden, dass die Mehrheit der im Landtag vertretenen Abgeordneten in einem Verein oder anderweitig "ehrenamtlich" tätig sind).

 

Der Vorstoss von VU und FBP scheint gut gemeint. Er trifft den Kern jeder Freiwilligenarbeit. Sich in der Gesellschaft freiwillig, sei es für Vereine oder in lockeren Gemeinschaften, zu engagieren, dürfte ebenso alt sein wie der Mensch selber. Diese sich selber organisierenden Gruppen und Grüppchen von Menschen, die ihre Freizeit in den Dienst dieser Gruppe stellen, weiter reglementieren oder gar auf irgend eine Art und Weise entschädigen zu wollen, wird nirgendwohin führen. 

Dass sich, vorzugsweise in Vereinen, die immer gleichen Menschen deutlich mehr einbringen als andere, auch das kennt jeder, der schon einmal Mitglied irgend eines Vereins war oder ist. Dabei ist es ganz einfach. Die überengagierten machen diese Arbeit kostenlos und franko weiter - oder der Verein wird mittelfristig an sein Ende kommen. Die "Fleissigen" in irgend einer Art entschädigen zu wollen, wird die Qualität dieser Arbeit wenig beeinflussen. Denn die Gruppe der "Tüchtigen" macht diese Arbeit aus unterschiedlichen Beweggründen. Diejenigen, die ihre Motivation aus einem "Helfersyndrom" ziehen (und das dürften enorm viele sein), arbeiten weniger für andere, als vielmehr für sich selber. Die "Arbeit" gibt Wertschätzung und Lebensinhalt, der anderswo - womöglich - nur unzureichend vorhanden ist. Sie werden weiterhin mit grossem Elan zu Werke gehen. So oder so.  Die anderen, die Bequemen, die "halt auch sonst noch soviel zu tun haben", die werden sich auch durch keine Entschädigung irritieren lassen.  Ehrenamt ist und bleibt eine Geschichte der Engagierten. Sollten wir das ändern wollen, müssen wir Ehrenämter zur Aufgabe des Staates machen. Was es teilweise auch sein mag, schauen wir nur auf die "Tafeln", mit denen wir die Grundversorgung von finanziell schwachen Gruppen sicherzustellen versuchen. Das ist kein "Ehrenamt". Das - ist eine klassische Aufgabe des Staates. 

Lassen wir das "Ehrenamt" wie es ist. Jede Veränderung wird kaum eine Verbesserung
derjenigen darstellen, die die Hauptarbeit dafür leisten. 


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